27. März 2016

Batman v Superman: Dawn of Justice

Zugegeben, ich mag die Filme von Zack Snyder. Sowohl 300, Watchmen als auch Sucker Punch haben mich vor allem von ihren visuellen Aspekten beeindruckt, weil sie seinerzeit, nach meiner Meinung, eine andere Perspektive geboten haben. Als dann Man of Steel in Kino kam war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht, weil der bereits gewohnte Stil Snyders dort ein wenig zu kurz gekommen ist. Dafür spürte man deutlich die Handschrift von Christopher Nolan, der mit den Batman-Filmen einen gewissen Realismus eingeführte, was ich persönlich gar nicht so verkehrt fand.

Man of Steel überzeugte auf der Leinwand mehr wie sein Vorgänger Superman Returns, der eigentlich fast eine reine Kevin Spacey-Show war. Mit Henry Cavill fand man einen Darsteller, der würdig ist in die Fußstapfen von Christopher Reeves zu treten. Cavill legt seinen Superman aber etwas grüblerischer an, was auch im Trend zu liegen scheint, denn eigentlich ist der Kryptonier ohne Makel und zu edel für die heutige Zeit. Ein Pfadfinder ohne Fehl scheint bei den Lesern heutzutage nicht mehr anzukommen, zumindest nach der Meinung der heutigen Comicmacher. Vielleicht sollten sie mal ein Blick in die ersten Abenteuer von Superman aus der Feder von Jerry Siegel und Joe Shuster werfen. Superman ist nicht unbedingt Batman, bei dem die Wandlung zum Dunklen Ritter funktioniert hat. Heutige Superhelden müssen mit sich hadern, was mit Batman v Superman: Dawn of Justice für das DC-Universum einen vorläufigen Höhepunkt darstellt. Aber der Film ist für Warner Brothers allerdings mehr als ein Zusammentreffen der beiden Flaggschiffe von DC Comics, sondern auch eine Art Schicksalsfilm für die weitere Verwertung des Helden des hauseigenen Verlags.

DC und Marvel liegen schon seit vielen Jahrzehnten im Clinch um die Schar der Comicliebhaber. Dabei haben sich ganz eigene Universen entwickelt, die im Laufe der Zeit öfter neu gestartet wurden, um die Leser bei der Stange zu halten, was allerdings immer schlechter gelingt. Grafisch auf höchstem Niveau, überzeugen oft die Stories einfach nicht mehr. Sei es nun der xte Aufguss der Secret Wars bei Marvel oder eine Storyline wie Future’s End bei DC, bei der man das vor ein paar Jahren neu gestartete Universum nochmal rebootet. Gleichzeitig schielt man aber auch auf andere Medien, in denen man die verschiedenen Helden unterbringen kann.

Marvel hat mit dem Marvel Cinematic Universe bewiesen wie man es richtig macht. Beginnend mit Iron Man aus dem Jahr 2008 hat man dort eine eigene, sehr beständige Reihe von Filmen gemacht, deren Erfolg dem Konzept dahinter recht gibt. Das Problem ist nur eine daraus resultierende Flut von Superhelden-Filmen, die teilweise etwas unüberschaubar ist.

DC blieb dieser Erfolg auf der großen Leinwand versagt, denn außer Batman und Superman hatte kein anderer Held so richtigen Erfolg, wie Green Lantern oder Jonah Hexx sehr eindrucksvoll beweisen. Dafür setzte man im Fernsehen neue Maßstäbe mit Serien wie Arrow und The Flash. Eine Tatsache, die Marvel bisher versagt blieb, wenn man von den Netflix-Projekten absieht. Was Marvel jahrelang aufgebaut hat, versucht DC nun mit schier brachialer Gewalt mit Batman v Superman: das Erschaffen eines eigenen Cinematic Universe.

So wurde auch viel Bohai um das große Prestigeprojekt von Warner Brothers gemacht, denn schließlich wollte man nicht zu viel darüber verraten. Klar war im Prinzip nur die Rückkehr von Henry Cavill. Die wirkliche Überraschung war die Wahl von Ben Affleck als Batman, was zuerst auf wenig Gegenliebe bei vielen Fans stieß. Aber im letztendlichen Produkt macht er eine recht gute Figur. Das liegt auch daran, dass Affleck einen Batman gibt, der schon über zwanzig Jahre im „Geschäft“ ist. Er ist ein desillusionierter Soldat, der sich immer mehr jenen Subjekten annähert, die er bekämpft. Der Dunkle Ritter hier ist ein desillusionierter Soldat, der seine Opfer nicht nur foltern, sondern auch mit seinem Zeichen brandmarkt. Ein Aspekt, der stark an das große Vorbild aller Batman-Filme seit Christopher Nolan erinnert: Frank Millers Graphic Novel The Dark Knight Returns, aber dazu später noch mehr.

Auf der anderen Seite steht ein Superman, der noch mehr mit seinem Dasein hadert als in Man of Steel. Damit ist er nicht allein, denn auch viele Menschen zweifeln an ihm. Ein Wesen mit fast gottgleichen Kräften. Was, wenn es mal nicht wohlgesonnen ist und sich gegen die Menschen stellt? Als der Mann aus Stahl auch noch verdächtigt wird bei der Rettung von Lois Lane aus einem Terrorcamp zahlreiche Unschuldige getötet zu haben, spitzt sich die Lage für ihn zu. Hinzu kommt auch die Angst, dass es erneut zu einem Kampf wie in Metropolis kommen könnte, der die Stadt in Schutt und Asche gelegt hat. Ja, die Materialschlacht aus Man of Steel bleibt nicht ohne Folgen.

Da Bruce Wayne seinerzeit in Metropolis war, setzt er alles daran um Superman schachmatt zu setzen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Auch das Stehlen eines radioaktiven Minerals, das in der Nähe des Weltenzerstörers aus dem Vorgängerfilms gefunden wurde: Kryptonit. Alles wäre so schön einfach, wenn da nicht noch Lex Luthor wäre, dessen eigentlich Rolle anfangs noch nicht ganz klar ist. Aber das soll sich im Verlauf des Films noch ändern. Mehr sei zur Handlung hier nicht verraten…

Schon relativ schnell wird klar, dass sich die Drehbuchautoren wie kleine Kinder im Süßigkeitenladen an diversen Vorlagen bedient haben. Vor allem zwei Quellen fallen da besonders auf: die bereits oben erwähnte Graphic Novel The Dark Knight Returns und der Zyklus um Supermans Tod. Beide Quellen werden in sehr beeindruckenden Bildern zu Tode geritten. Garniert hat man alles mit einem sehr sarkastischen Alfred, er genial von Jeremy Irons dargestellt wird sowie dem knalligen Auftritt von Wonder Woman, der die Rechtfertigung des Untertitels Dawn of Justice rechtfertigt.

Tatsächlich ist Wonder Woman die große Überraschung. Gal Gadot verkörpert, alles anfänglichen Zweifeln zum Trotz, die Amazone glaubwürdig und ist einer der wenigen Charaktere im Film, die dem Zuschauer auch richtig Spaß macht. Klar, das machen Superman und Batman auch, aber Wonder Woman ist noch nicht so abgegriffen wie die anderen beiden und verleiht dem Film etwas mehr Würze. Als sehr ungeschickt erweist sich die Einführung der anderen Metawesen, die quasi per E-Mailanhang erfolgt. Da hätte man schon etwas mehr daraus machen können.

Batman v Superman: Dawn of Justice steht im krassen Gegensatz zu seinen Marvel-Pendants. Der Streifen kommt komplett ohne Humor aus und ist so düster gehalten, dass man fast Depressionen davon bekommt. Ben Affleck nimmt man den desillusionierten Dunklen Ritter ab, was nicht nur an seiner beeindruckenden Physis liegt. Henry Cavill hat die etwas undankbare Aufgabe dem Mann aus Stahl etwas mehr Menschlichkeit zu geben, was als Clark Kent durchaus gelingt. Doch als Superman wirkt er eher wie eine aus Stein gemeißelte Statue, die mit einem Minimum an Mimik auskommt. Die Darstellung von Gal Gadot macht mehr Lust auf Wonder Woman, von der man im Sommer 2017 in einem eigenen Film mehr sehen wird. Jesse Eisenberg bemüht sich das Beste aus Lex Luthor herauszuholen. Die Figur entspricht allerdings leider einmal mehr dem mittlerweile gängigen Klischee des Internetmoguls, der als Mischung zwischen Mark Zuckerberg und Steve Jobs dargestellt wird. Eisenberg wirkt dabei oft sehr nervig, was ich im Verlauf des Films immer weiter steigert.

Zack Snyder liefert einen mit Batman v Superman: Dawn of Justice einen visuell sehr reizvollen Film, der teilweise brachial über den Zuschauer hereinbricht. Die anfangs etwas holprige Handlung ist gespickt mit kleinen Andeutungen, die vor allem für die Fans unter den Zuschauern nicht ganz uninteressant sind. Vor allem der Ausblick auf den höchstwahrscheinlichen Gegner im Justice League-Film lässt einiges erhoffen. Auch wenn man das Gefühl nicht loswird, dass man etwas zu viel in die Story gepackt hat, Batman v Superman ist episches Superheldenkino der Superlative. Klar, es gibt einige Schwächen, aber dennoch bewegt sich der Unterhaltungsfaktor auf hohem Niveau und macht den Film auf jeden Fall sehenswert.

Wer sich nicht entscheiden kann, ob er ins Kino gehen soll oder nicht: Bereits im Sommer 2016 erscheint der Film auf DVD und Blu-ray, wobei die Blu-ray neben der Kinoversion noch einen rund 30 Minuten längeren Director’s Cut enthalten wird, der auch eine höhere Altersbegrenzung besitzen wird.

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