4. Mai 2016

The First Avenger: Civil War

2016 ist das Jahr der Superhelden; zumindest im Kino Insgesamt sechs Comicverfilmungen sollen in diesem Jahr auf der Leinwand erscheinen, von denen drei bereits angelaufen sind. Deadpool hat sehr gut bewiesen, dass ein Genrefilm nicht unbedingt nur auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten sein muss, was einige Studios zum Nachdenken gebracht hat. Batman vs. Superman sollte eigentlich der Kickstarter für das DC Cinematic Universe sein, zeigte aber, dass es besser ist, wenn man sich für so etwas mehr Zeit lässt. Ein gutes Beispiel ist das Marvel Cinematic Universe. Beginnend im Iron Man wird es seit 2008 kontinuierlich mit jedem weiteren Film weiter ausgebaut, was sich an der Kinokasse bestens auszahlt. So ist eine gewisse Erwartungshaltung des Publikums nicht verwunderlich, wenn es um einen neuen Marvel-Film geht. 

The First Avenger: Civil War stellt nicht nur den dritten Auftritt von Captain America dar, sondern ist gleichzeitig auch der Auftakt zur dritten Phase des MCU. Nachdem Ant-Man im letzten Jahr Phase Zwei beendet hat, werden nun die Karten neu gemischt und Tatsachen geschaffen, die nachhaltige Folgen für die weiteren Filme haben werden. Das Avengers-Team muss sich den Folgen der Ereignisse stellen, an denen es beteiligt war. Sei es nun die Schlacht von New York, die Zerschlagung von H.Y.D.R.A oder der Kampf um Segovia, um nur einige zu nennen. Sicher, die Kämpfe wurden gewonnen, aber der Preis an menschlichen Opfern war hoch. Und genau das gibt vielen zu denken und man will darüber entscheiden, ob es nicht klüger wäre die gottähnlichen Superwesen besser zu kontrollieren. Aus diesem Grund soll eine Verordnung geschaffen werden, die jeder Superheld zu unterschreiben hat. Damit stellt er sich unter die Kontrolle der UNO. Das ist für Steve Rogers nicht vertretbar.

Bereits in der Comicversion hat sich das Civil War-Thema als sehr reizvoll gezeigt. Vor allem auch wegen der Spaltung der Helden in verschiedene Lager, die sich später als Gegner gegenüberstehen. Die angespannte Beziehung zwischen Steve Rogers und Tony Stark erweist hier ein sehr großes Potential.  Genau das haben auch die Drehbuchautoren erkannt, die ihre ganz eigene Version des „Bürgerkriegs“ erschaffen haben, aber sich dennoch immer noch an ihrem Vorbild orientieren.
Der Winter Soldier erweist sich hier als eine Art Trigger für die die Handlung, auf den Captain America sofort anspringt. Er sieht ihn immer noch als seinen Freund Bucky, den er, nach seiner Meinung, im Stich gelassen hat. Die Lage eskaliert als dieser beschuldigt wird einen Anschlag auf eine UNO-Konferenz in Wien verübt zu haben. Captain America glaubt an die Unschuld seines besten Freundes, was Tony Stark nicht verstehen kann. Es kommt zum unvermeidlichen Bruch der Avengers, aus dem zwei neue Teams entstehen, die gegeneinander antreten. Gleichzeitig will Captain America versuchen die Unschuld seines Freundes zu beweisen. Aber ist Bucky Barnes wirklich unschuldig?

Die Russo-Brüder, die bereits mit The Return oft he First Avenger einen beeindruckenden Einstand im MCU gegeben haben, gelingt es ihrem Film einen etwas dunkleren Unterton zu geben. Tony Stark wirkt in diesem Konflikt noch egomanischer und Steve Rogers erweist sich als sehr stur, was seine Ansichten angeht. Aber das schadet nichts. Vielmehr gelingt es den Regisseuren und Drehbuchautoren dem Zuschauer die eigentlichen Beweggründe der verschiedenen Gruppen plausibel näher zu bringen. Die Seiten werden nicht schwarzweiß dargestellt, sondern vielmehr sind die Übergänge eher fließend. So fällt es schon ein wenig schwer sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden.

Anfangs bestand ja die Befürchtung Civil War würde eine Art Avengers 2.5 werden. Dem ist aber nicht so. Zwar sind fast alle Helden, bis auf Thor und Hulk, mit dabei, aber es ist gelungen die ganze Truppe gut in die Story unterzubringen. Das große Highlight ist dann der große Kampf im Flughafen Leipzig, der wirklich perfekt gelungen ist. Anfangs bekommt man den Eindruck, es wäre den Regisseuren alles ein wenig über den Kopf gewachsen, doch im letzten Drittel des Films wird die eigentliche Geschichte von Steve und Bucky weitererzählt und auch der Bezug zum eigentlichen Konflikt mit Tony Stark wiederhergestellt.

Der Film besticht aber nicht nur durch die Konfrontation der beiden Heldengruppen, sondern bietet dem Zuschauer einiges mehr. Es werden auch zwei Helden eingeführt, die schon lange auf ihren Einsatz im MCU gewartet haben. Der Black Panther ist eine jener Figuren, die schon lange durch die Entwicklungshölle von Hollywood geistern. Nun gibt er in Form des Darstellers Chadwick Boseman ein sehr charismatisches Debüt, bei dem man den noch kommenden eigenen Film kaum noch erwarten kann.

Für den zweiten Helden muss man ein wenig ausholen. Marvel war früher nicht sehr wählerisch mit der Vergabe von Lizenzen. Außerdem rechnete man in den 80er Jahren auch nicht damit, dass fast 20 Jahre später das Filmgeschäft in der eigenen Hand liegen würde. So landeten die Flaggschiffe The Fantastic Four bei Bernd Eichinger, X-Men bei der 20th Century Fox und Spider-Man bei Columbia (aus denen später Sony Pictures wurde). Nach dem finanziellen Debakel von The Amazing Spider-Man 2 suchte man bei Sony nach einer neuen Lösung, dem am Boden liegenden Netzschwinger wieder etwas Leben einzuhauchen. Nach zähen Verhandlungen einigte man sich mit Marvel (mittlerweile dem Disney Konzern angehörig) auf einen Deal, der Spidey den Zugang zum MCU verschafft hat. Damit kam man auch einem langehegten Wunsch der Fans entgegen, die sich eine solche Zusammenkunft schon lange gewünscht haben. Der Deal stellte nicht nur die Filmplanung von Phase 3 auf den Kopf, Spider-Man sollte auch seinen ersten Auftritt in Civil War haben.

Tom Holland steht als Peter Parker im krassen Kontrast zu seinen beiden bisherigen Vorgängern. Sein Parker ist, wie in den frühen Comics, noch auf der Highschool und der Darsteller auch in einem Alter, in dem man ihm das noch abnimmt. Außerdem hat man es mit einer Variation der Figur zu tun, die noch nicht lange im MCU unterwegs ist. Genau das macht ihn dann auch so sympathisch. Bereits im Trailer angeteast erweist sich sein Auftritt ebenfalls als sehr angenehme Überraschung. Holland spielt Spider-Man quirlig und sehr aufgeregt. Kein Wunder, schließlich darf er jetzt mit den Großen spielen. Mit Spider Man: Homecoming darf man 2017 ebenfalls einen eigenen Kinofilm, der im MCU angesiedelt ist, erwarten. 

The First Avenger: Civil War erweist sich als all das, was Batman vs. Superman nicht ist. Die Gebrüder Russo haben zwar alles ein wenig düsterer gestaltet, aber der Film besitzt dennoch Leichtigkeit, die den Charme der ganzen Filmreihe ausmacht. Jede Figur hat ihren ganz eigenen Moment und es wird die Gelegenheit genutzt jedem auch ein paar neue Nuancen zu geben. Dabei erweist es sich der lange Aufbau des MCU als sehr vorteilhaft und nutzt die Chance, um einige lose Fäden zusammenzuführen. Der Auftritt von William Hurt als ehemaliger General Ross erweist sich hier als gutes Beispiel, denn er hat die Rolle bereits 2008 in Der unglaubliche Hulk gespielt, womit auch der zweite Marvel-Film, nach Iron Man, seinen festen Platz im MCU gefunden hat. Die sehr spannende und actionreiche Story lässt die rund zweieinhalb Stunden Laufzeit recht schnell vergehen. Dabei gelingt es den Kreativen sehr gut die sehr komplexe Handlung voranzutreiben und dabei keine Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. Vielleicht sollte der ein oder andere Studioboss mal einen Blick auf den Streifen werden, denn so macht man einen richtig guten Superhelden-Film!

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